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14. - 18. Juni 2005

Dienstag, 14. Juni 2005

"Frühstück um 02:30 Uhr Abfahrt von Green Hill nach Gilgit um 03:00", gibt Kari beim Nachtessen bekannt. Nach kurzem Protest, der von Kari Kobler "einkalkuliert" war, gibt er scherzend und mit viel Charme nach. Neue Abfahrtszeit: 04:00. Kari ist besorgt, weil die Strasse durch Steinschlag regelmässig verschüttet wird. In den letzten Wochen hat es für diese Jahreszeit unüblich viel geregnet und die zum Teil aus Schotter bestehende Strasse wird regelmässig auch durch herunterfallende Gesteinsbrocken verlegt.

Wir fahren durch das Tal des Indus. Links und rechts gehen die felsigen Steinwände steil empor. Der Indus hat im Verlauf der Zeit eine tiefe Schlucht in das teilweise weiche Gestein gefressen. Auf der Strasse, auf welcher sich zwei Autos knapp kreuzen können, kommen uns immer wieder wunderschön und kunstvoll verzierte, farbige Lastwagen entgegen. Unser Chauffeur dirigiert den Bus mühelos durch die kurvenreiche Strasse. Das frühe Aufstehen hat sich gelohnt. Beim ersten kurzen Halt ist es noch angenehm kühl. Die weissen Bergspitzen der majestätisch wirkenden Berge werden von den ersten Sonnenstrahlen erleuchtet. Ein sehr eindrücklicher Anblick. Einige Pinkelpausen und TV Aufnahmen später essen wir in einem kleinen Freiluftrestaurant zu Mittag. Es gibt Chiapati und Cola. Chiapati das pakistanisches Fladenbrot, wird direkt vor unseren Augen in einer Art Pizzaofen gebacken wird. Das Brot wird dabei vom Bäcker der auf dem Ofen sitzt durch das offene Loch in den Ofen geschoben und nach wenigen Augenblicken fixfertig wieder herausgenommen.

Eine Steinlawine hat die Strasse verschüttet und blockiert. Zwei Bulldozer sind bereits daran die Strasse wieder passierbar zu machen. Nach ca. 40 Minuten kann es wieder weitergehen. Kleine Knaben verkaufen frischen Aprikosen. Für 20 Ruppies ist der ganze Bus mit Aprikosen versorgt. Der Nanga-Parbat zieht an uns vorbei und wir passieren jene Stelle, wo die riesigen Gebirgsmassive Himalaya, Karakorum und Hindukusch zusammentreffen.

Nach 15 Stunden kommen wir in einem wunderschönen Hotel an.... Kari kennt sich aus..... Bei einem Bier mit 0,0 Prozent Alkoholgehalt (...) geniessen wir die warme Abendsonne im Garten.... und das Abendessen wird dank einem riesiegen Buffet zum Erlebnis.

Mittwoch, 15. Juni 2005

Kari hat uns verlassen. Er muss sich einen neuen Pass organisieren und hat kurzfristig einen Flug nach Islamabad gebucht. Ohne Pass kommt man nicht über die Grenze, auch wenn man Kari Kobler heisst. Ihn kennen hier alle und er wird überall herzlich begrüsst... Seinen Pass findet er trotzdem nicht mehr.

Alex, die rechte Hand von Kari übernimmt die weitere Leitung des Expeditionstrosses. Heute ist ein gemütlicher Tag angesagt. Ziel ist Karimabad, welches rund drei 3 Stunden von Gilgit weg im Hunza Tal liegt. Das TV Team will Aufnahmen vom Bus und von uns drehen. Dazu haben Sie einen kleinen Jeep mit Fahrer gemietet, der vor uns herfährt und Aufnahmen vom Bus und unserem Begleitlastwagen dreht. Unglücklicherweise fahren sie bereits nach kurzer Strecke einen platten Reifen ein. Dies notabene auf asphaltierter Strasse. Ohne Stress wird ein das Ersatzrad, dessen Profil zu wünschen übrig lässt, montiert und im nächsten Dorf wird der defekte Reifenflugs wieder repariert.

Weiter geht es auf dem Kararakorum Highway (KKH) hinauf Richtung Karimabad. Der KKH geht bis hinüber nach China über den Kunjerab Pass, denn wir morgen überschreiten werden. Schilder entlang des Weges, die den Anschluss an die ehemalige prosperierende Seidenstrasse erinnern sind viel versprechend: "KKH Road to a bright future". Ich hoffe dies gilt auch für uns.....

Die Reise geht weiter durch das sehr fruchtbare Hunzatal, wo bis auf einer Höhe von 2400müM noch Aprikosenbäume wachsen. In Karimabad angekommen, werden wir im Hotel fürstlich empfangen mit frischem Tee und getrockneten Früchten. Das Abendessen wurde zum Spektakel. Im Schneidersitz sitzen wir von niedrigen Tischen und werden wie die Könige bedient. Dazu spielt eine Musikgruppe. Nach dem Essen wir für uns getanzt..... von Männern natürlich.... und wir klatschen begeistert im Rhythmus. Und zum Abschluss geben auch Frank Senn und Andreas Huber ihr Bestes und sie tanzen sich fast in Trance zur immer schneller werdenden Musik. Zufrieden und wohl genährt gehen wir ins Bett. Morgen kommt ein Schlüsseltag, weil wir beim pakistanischen und chinesischen Zoll passieren und vorher den Kunjerabpass bewältigen müssen. Tagwache morgen 0430h Abfahrt 0500h.

Donnerstag, 16. Juni 2005

Wir fahren schliesslich um 5 Uhr von Karimabad weg. Entlang steiler Hänge und durch tiefe Schluchten geht die Reise weiter. Links und rechts begleiten uns am Horizont ständig die mächtigen Schneeberge. Alles 6000er und 7000er......In Sost treffen wir auch auf unser Forschungsmaterial, das wir vor zwei Wochen in Bern Cargo aufgegeben haben.

Die ca. 200 Gepäckstücke werden nun auf einen anderen Lastwagen umgeladen, der die Grenze zu China passieren darf. Hie und da entdecke ich ein Gepäckstück. So auch den Ergometer für die Leistungstests am Berg, und den gelben Koffer mit den LifeShirt Monitoren. Nach ca. 2 Stunden können wir weiter. Die Strasse wird nun immer schlechter. Plötzlich kommt unser Bus vor einem riesigen chinesischen Lastwagen auf einer steinigen Strasse zum stehen. Die Strasse ist durch eine Steinlawine blockiert und noch immer ist der Berg in Bewegung. Stecken wir fest? Wir müssen noch über den Pass und die Zollformalitäten in China erledigen.

Alex, Urs, Tobias, Mathias und Hans Peter beschliessen, die grossen Steine von Hand wegzuräumen, damit wir und die Lastwagen vor uns durchkommen. Immer wieder müssen sie ihre Arbeit wegen Steinschlag unterbrechen. Nach rund einer Stunden haben die Schweizer Bergsteiger unter den Augen von pakistanischen und Chinesischen Arbeitern die Strasse geräumt und die Reise kann weitergehen.

Auf dem Pass auf über 4900müM machen wir einen kleinen Halt. Ich bin zum ersten Mal auf einer solchen Höhe. Ich merke, dass sich meine Atemfrequenz gesteigert hat, aber ansonsten fühle ich mich gut. Die Landschaft ist karger geworden. Bei einem kleinen chinesischen Checkpoint stösst ein Begleitoffizier zu uns in den Bus. Die Fahrt wird immer anstrengender, weil die Strasse einer kaum befahrbaren Piste gleicht.

Wir benötigen für die Strecke nach Tashkorgan statt drei Stunden geschlagene sechs Stunden. Höhepunkt dieses Streckenabschnittes: Wir müssen uns die Furt über einen Bach erarbeiten. Mit vereinten Kräften füllen wir den zu tiefen Bach im Dunkeln mit Steinen auf..... doch dann sehen wir endlich nach 15 Stunden Busfahrt die Lichter unseres Zieles. Nun sind wir der Willkür der chinesischen Zollbeamten ausgesetzt. In meinen Taschen habe ich einige Kugelschreiber, die ich im Verlauf der Reise an Kinder verteilen. Sie wecken das Interesse des Zollbeamten, der jeden Einzelnen auseinanderschraubt und nach Schmuggelware oder "weiss-ich-was" untersucht. Am Notebook, welches sich auch in meinem Rucksack befindet, zeigt er jedoch kein Interesse. Nach weiteren Stunden sind endlich alle durch den Zoll und wir fahren zum Hotel, wo wir müde und nicht mehr so gesprächig das erste chinesische Essen einnehmen, bevor wir ins Bett "fallen".

Freitag, 17. Juni 2005

Die Zollformalitäten für den Lastwagen mit unserer Forschungsausrüstung konnte gestern nicht mehr gemacht werden. Urs, Jaqueline, Alex und "Wayne", unser chinesischer Führer erledigen dies für uns. Obwohl wir das gesamte Material auf Listen fein säuberlich aufgeschrieben haben, wollen Sie, dass wir dies nochmals von Hand abschreiben. Nach einigen Stunden ist jedoch alles erledigt und es kann Richtung Mutzagh-Ata weitergehen. Unsere Vorletzte Station vor dem Basislager ist Subash (ca 3700müM), wo wir herzlich mit einem Willkommensgetränk von den ersten Hochträgern empfangen werden.

Nun heisst es Abschied nehmen von fliessendem Wasser und weichen Matratzen im Hotelzimmer, wir übernachten zum ersten Mal in Zelten... aufgestellt in der Taklamakan-Wüste. Der Mutztagh-Ata liegt vor unseren Füssen. Es entsprichtgenau das Bild, dass ich während den letzten 10 Monate zuhause als Hintergrund auf meinem PC installiert hatte. Er ist in Natur nur noch gewaltiger.

Die lokale Bevölkerung fährt mit den mir bereits aus den Fotos bekannten roten Motorräder krachend über die weite Ebene. Nach ihrer Auskunft sind wir die zweite Gruppe, die dieses Jahr den Berg besteigen möchte. Es hat diesen Winter viel Schnee gegeben. Dies ist gut für uns, da die Gletscherspalten zugeschneit sind und es für uns einfacher wird.

Nach einem sehr guten Nachtessen folgt die Forschungssitzung bei Kerzenlicht, wo nochmals der Ablauf der Tests im Basislager und am Berg besprochen wird.

Samstag, 18. Juni 2005

Am nächsten Morgen werde ich durch Kamelgebrüll geweckt. 60 Kamele warten auf unser Gepäck.... Jedes Gepäckstück wird zuerst gewogen, bevor es auf die Tiere verladen werden kann. Wir packen uns einen kleinen Tagesrucksack für die 4 Stunden Marsch zum Basislager, welches auf 4450 Meter über Meer liegt. Wir gehen sehr langsam, um uns nicht zu sehr anzustrengen in der Höhe, damit wir noch genügend Kräfte haben für den wichtigsten Teil der Reise: Die Forschungstests!

Im Graupelschauer kommen wir nach einer schönen und gemütlichen Wanderung im Basislager an, wo bereits alles für uns aufgestellt ist. Nun geht es richtig los. Wir haben im Basislager zwei Tage Zeit um uns zu akklimatisieren und alles vorzubereiten, damit die Tests am Montag gestartet werden können. Ich hoffe sehr, dass alle Geräte noch funktionieren und dass wir viele Untersuchungen ohne Zwischenfälle durchführen können. Die erste Probandengruppe wird morgen Sonntag hier im Basislager zu uns stossen. Es geht uns allen gut und wir freuen uns auf die bevorstehenden Tage am Berg.

Alexander Turk

Redaktion Expeditionstagebuch: Tommy Dätwyler

Das Basislager

 

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